Funeral Casino Blues – was Euch erwartet

Bangkok, Neon und das verschwommene Echo eines Liebesfilms, der zugleich Thriller ist: „Funeral Casino Blues“ von Roderick Warich feierte seine Weltpremiere im Orizzonti-Wettbewerb der 82. Filmfestspiele von Venedig. Der Film folgt Menschen, die zwischen Nähe und Ökonomie, Sehnsucht und Gefahr navigieren – und dabei auf eine Großstadt treffen, die niemanden vermisst. Mit 150+ Minuten Laufzeit und einer betont nächtlichen Ästhetik positioniert sich der Beitrag als atmosphärische Ausnahmeerscheinung. Wer wissen möchte, wann die Reise vom Lido in die Kinos führt, und was inhaltlich sowie darstellerisch zu erwarten ist, findet hier die wichtigsten Punkte kompakt eingeordnet.

Bangkok blurred
Bangkok blurred

Was Euch erwartet

Bangkok, Neon und das verschwommene Echo eines Liebesfilms, der zugleich Thriller ist: „Funeral Casino Blues“ von Roderick Warich feierte seine Weltpremiere im Orizzonti-Wettbewerb der 82. Filmfestspiele von Venedig. Der Film folgt Menschen, die zwischen Nähe und Ökonomie, Sehnsucht und Gefahr navigieren – und dabei auf eine Großstadt treffen, die niemanden vermisst. Mit 150+ Minuten Laufzeit und einer betont nächtlichen Ästhetik positioniert sich der Beitrag als atmosphärische Ausnahmeerscheinung. Wer wissen möchte, wann die Reise vom Lido in die Kinos führt, und was inhaltlich sowie darstellerisch zu erwarten ist, findet hier die wichtigsten Punkte kompakt eingeordnet.

Worum es geht

Im Zentrum steht Jen, die sich zwischen der Rezeption eines Serviced-Apartments und anonymen Hotelzimmern über Wasser hält, indem sie Zeit und Nähe verkauft – manchmal nur für die Dauer eines Gesprächs. Als ein Treffen entgleist, greift der Barkeeper Wason ein. Aus der zufälligen Rettung wächst eine nächtliche Zweisamkeit: Fahrten durch Bangkok, flirrende Zwischenstopps, Sätze, die halbfertig in der Luft hängen. Doch Wasons Spielschulden holen beide ein. Ein missglückter Einbruch, Schüsse, eine hastige Flucht, die ihn aus der Stadt treibt. Jen fährt ihn noch ein Stück Richtung Küste, dann trennen sich die Wege. Wochen später meldet sich Mitbewohnerin Pim: Jen ist verschwunden. Die Suche führt vom Gedränge der Metropole bis in die ländliche Heimat nahe der kambodschanischen Grenze – und doch legt der Film immer wieder nahe, dass die entscheidende Spur in Bangkok selbst verläuft, in Treppenhäusern, Unterführungen und Zimmern ohne Tageslicht. Geister tauchen als SMS-Fragmente und Überwachungsvideos auf, die Präsenz der Abwesenden wird zur Logik dieser Stadt. Im Hintergrund arbeiten Motive von Schulden, Kredithaien und Glücksspiel. Ein Lotterielos wird zum Hoffnungssymbol. Religion zur Chiffre für das Versprechen eines besseren nächsten Lebens. Wer die Ästhetik des Glücksspiels unverfänglich erleben möchte, kann etwa Book of Ra online spielen. Die Faszination dieses Klassikers lässt sich bequem zu Hause oder unterwegs auf dem Smartphone genießen – ganz ohne wie im Film in gefährliche Situationen zu geraten. Book of Ra stammt vom Entwickler Novomatic und feierte 2005 seine Deutschland-Premiere.

Stil, Tonlage und Bildsprache

„Funeral Casino Blues“ ist ein Nachtfilm: Er beginnt im Glimmen der Leuchtreklamen und bleibt dort, als wolle er den Tag gar nicht einlösen. Kameramann Roland Stuprich fängt Bangkok als vibrierenden Möglichkeitsraum ein, in dem jede Straßenecke eine Drohung bereithält und jedes Fenster eine alternative Geschichte verspricht. Die neongetränkte Noir-Anmutung wird nicht über Tempo, sondern über Drift erzeugt: Beobachten, atmen, verlieren, wiederfinden. Als unaufdringlicher Taktgeber schärft die Geräuschkulisse die Wahrnehmung. In dieser kompositorischen Ruhe liegt die Spannung: Der Film lässt Leerstellen und lädt ein, Blicke zu lesen, statt Dialoge zu zählen. Kritiken betonen gerade diese dichte, stilistische Rätselhaftigkeit, die nie zum Selbstzweck gerät; vielmehr verwandelt sie fortwährend Atmosphäre in Bedeutung. Wer cineastische Nachtwanderungen zwischen Romance und Mystery schätzt, findet hier eine Form, die sich dem schnellen Konsum entzieht und in Bildern denkt.

Kino
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Besetzung und Figuren

Vor allem das Trio Jutamat Lamoon (Jen), Wason Dokkathum (Wason) und Jutarat Burinok (Pim) sorgt für die emotionale Erdung. Lamoon verkörpert eine Figur, die Nähe als Ware anbietet, aber ein Minimum an Selbstschutz bewahrt. Dadurch wirkt das Verschwinden weniger wie ein Rätsel, sondern vielmehr wie ein folgerichtiges Resultat einer Stadt, die Menschen verschluckt. Dokkathum spielt Wason als Helfenden, der zugleich Getriebener ist – nicht Retter, sondern jemand, der in der gemeinsamen Nacht kurz die Illusion von Halt findet. Burinok erweitert das Duo um eine Perspektive, die Suchbewegung und Alltag zusammenbindet. Pim ist Freundin, Mitstreiterin und Zeugin der Druckwellen, die Bangkok aussendet.

Die Verankerung von Cast und Schauplätzen in Thailand verleiht der Inszenierung Authentizität, ohne in Ethnografie umzuschlagen. Unterstützt von Editor Hannes Bruun und einer Musikspur, die nur selten in den Vordergrund drängt, formt das Ensemble eine stille Chemie. Die Figuren bleiben noch lange nach dem Abspann als Silhouetten in den Gassen stehen.