Wenn ein Unfall das Leben ändert

Barrierefreies Wohnen

Wie sich das Leben durch einen Unfall wandelt

Wer die Auswertungen des Statistischen Bundesamtes näher begutachtet, kommt zu dem Schluss, das mehr als 75 % aller Unfälle im Haushalt aus Stürzen resultieren. So kann etwa beim Fensterputzen oder dem Aufhängen von Vorhängen oder ganz simpel beim Tausch einer Glühbirne von der Leiter gefallen werden. Doch ebenfalls der überschwängliche Jubel über ein Tor der unterstützten Fußballmannschaft bei der EM kann ins Straucheln bringen. Geht der Sturz zulasten der Wirbelsäule, kann es schnell geschehen, dass Lähmungen die Folge sind. Damit einhergeht der Umstand, dass in der Zukunft ein Rollstuhl zur Fortbewegung gehört.

Der Hauseingang, die Dusche oder Treppen werden so zu schier unüberwindlichen Hindernissen. Um die Selbstbestimmung und die Lebensqualität zu erhalten, ist ein Umbau des Wohnraums die Folge. Matthias Korn, Sachverständiger für barrierefreie Liftsysteme aus Stuttgart, weiß dabei genau, welche Rolle Treppen- oder Plattformlifte in diesem Kontext spielen. Denn der Fachmann ermöglicht Unfallopfern, Senioren und selbst in der Mobilität eingeschränkten Tieren die unüberwindbaren Stufen zu meistern. Fakt ist, dass ein solcher Lift dem Betroffenen in der Kombination mit dem barrierefreien Wohnen die Option gibt, seine tägliche Routine selbst zu bestimmen.
 

Barrierefreies Wohnen
Barrierefreies Wohnen

In diesem Bezug ist es wichtig, den Begriff der „Barrierefreiheit“ zu kennen. Im Gesetzestext des Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) § 4 Barrierefreiheit heißt es:

„Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.“

Somit geht es darum, die Wohnung des Betroffenen für ihn nutzbar und zugänglich zu machen. Entsprechend ist ein Umbau immer dann nötig, wenn die körperliche Einschränkung dazu führt, dass die Räumlichkeiten ohne fremde Hilfe nicht mehr nutzbar wären und mit den Maßnahmen dies sichergestellt würde. Insbesondere Personen mit Gehbehinderung, die auf die Unterstützung von einem Rollstuhl oder einem Rollator zurückgreifen müssen, benötigen freie Flächen, um sich bewegen zu können. Das fängt beim Zugang zum Bad an – betrifft jedoch ebenso die Nutzung eines Radios und dessen vollen Potenzials.
 

Barrierefreies Wohnen
Barrierefreies Wohnen

Wohnt der Betroffene im Eigenheim, braucht er abseits der Bauvorschriften keine Einschränkungen hinzunehmen. Er hat sozusagen „freie Hand“ und volle Entscheidungsfreiheit. In einem Mietverhältnis gestaltet sich das Vorhaben, die bewohnten vier Wände barrierefrei zu gestalten, schwieriger. Denn die baulichen Maßnahmen bedürfen der Zustimmung des Vermieters. Allerdings muss er diesen zustimmen, solange es sich um notwendige Veränderungen handelt. Einem Umbau, um den Schutz vor Einbrechern zu erhöhen, muss er hingegen nicht zustimmen. Ebenfalls kann er wie bei einem Treppenlift eine Sicherheit verlangen, wenn Installationen wieder zurückgebaut werden müssen, etwa wenn der Betroffene aus der Wohnung irgendwann ausziehen sollte.

Barrierefreies Wohnen
Barrierefreies Wohnen

Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten für einen behindertengerechten Umbau?

Da die nötigen baulichen Maßnahmen stark von dem medizinisch nötigen Umfang sowie der bestehenden Substanz abhängig sind, ist eine Schätzung stets spekulativ. Dennoch müssen Betroffene als auch Senioren in ganz ähnlichen Situationen mit einer sechsstelligen Summe im unteren Bereich rechnen. Interessant ist, dass der höchste Faktor für das behindertengerechte Fahrzeug fällig wird. Dieses kann schnell 50.000 Euro kosten, wohingegen ein Schlafzimmerumbau schon für 10.000 Euro realisiert werden kann.

Fakt ist jedoch, dass neben einem Treppenlift, dem Auto oder dem Schlafzimmer ebenso sämtliche anderen Räume angepasst werden müssen. So braucht es in der gesamten Wohnung einen Untergrund, der mit dem Rollstuhl gut befahren werden kann. Zudem gilt es Fenstergriffe, Bedienelemente und Steckdosen anzupassen. In der Küche hingegen braucht es anpassbare Arbeitsflächen und gut erreichbare Elektrogeräte. Im Badezimmer wiederum muss häufig am meisten umgebaut werden. Neben einer befahrbaren Dusche oder Duschwanne gilt es ebenfalls Installationen der Sanitäranlagen neu zu konzipieren. Vor allem Stütz- und Haltegriffe sind wichtig.

Im Endeffekt dienen sämtliche Umbauten dazu, den Alltag trotz Unfall oder altersbedingter körperlicher Einschränkung frei nutzen zu können. Das ist nicht nur für die Psyche ein enorm wichtiger Faktor, sondern ebenfalls für die Selbstbestimmung. Denn nur mit einer barrierefreien Wohnung können Betroffene die alltäglichen Entscheidungen selber treffen und haben freie Hand.