Die Zusammenarbeit mit Flake: Farin Urlaub nimmt Stellung
Warum die Zusammenarbeit mit Flake viele Fans enttäuschte und welche Lektionen der Ärzte-Frontmann daraus zieht.
Warum die Zusammenarbeit mit Flake viele Fans enttäuschte und welche Lektionen der Ärzte-Frontmann daraus zieht.
Farin Urlaub, Frontmann der Band Die Ärzte, hat auf seiner Webseite auf Kritik an seiner Mitwirkung am Soloalbum von Flake, dem Keyboarder von Rammstein, reagiert. Flakes Album, eine Sammlung von Weihnachtsklassikern, erschien am 22. November 2024 und wurde von mehreren Gästen unterstützt, darunter Farin Urlaub. Die Zusammenarbeit sorgte bei vielen Fans für Unmut, da Rammstein in der Vergangenheit mit Vorwürfen konfrontiert wurde, die insbesondere die Behandlung von Frauen betreffen.
Urlaub erklärte, dass er die Entscheidung zur Mitwirkung aufgrund seiner Freundschaft zu Flake getroffen habe, ohne die möglichen Reaktionen einzukalkulieren. Er betonte, dass er nach wie vor Gewalt in jeglicher Form, insbesondere gegen Frauen, strikt ablehne. Gleichzeitig äußerte er Bedauern darüber, unbeabsichtigt in einen Konflikt geraten zu sein, der seine moralischen Werte in Frage stellt.
Die Diskussion im Gästebuch seiner Webseite sieht Urlaub als wichtig und aufschlussreich. Er erkennt die Notwendigkeit, gesellschaftliche Probleme wie Machtmissbrauch, Gewalt und Ungerechtigkeit konsequenter anzugehen. Dabei hob er hervor, dass die Sensibilität für solche Themen im öffentlichen Diskurs nicht nachlassen dürfe.
Flake, dessen öffentliche Reputation durch die Vorwürfe gegen Rammstein gelitten hat, äußerte sich selbst nicht zu den Vorfällen. Die Zusammenarbeit wirft dennoch ein Schlaglicht auf die schwierige Balance zwischen persönlicher Loyalität und öffentlicher Verantwortung.
Der Eintrag:
Liebe Leute,
Da geh ich so ziemlich selbstgerecht durchs Leben und halte meine Entscheidungen größtenteils für wohlüberlegt – und dann spiele ich auf einem Weihnachtsalbum mit, weil ich Flake als Freund sehr schätze, und vergesse dabei, daß ich damit in der heutigen Symboldebatte ein Signal sende, das man völlig falsch auffassen kann. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, ich habe mich nicht 40 Jahre lang verstellt, oder spontan meinen moralischen Kompass weggeworfen.
Aber ich sehe, daß manche Menschen von mir enttäuscht sind, und das tut mir leid.
Um alle Zweifel auszuräumen: Ich verachte jede Form von Gewalt gegen Frauen zutiefst. Jegliche Intimität setzt allseitiges Einverständnis der Beteiligten voraus. Das ist in meiner Gedankenwelt so selbstverständlich, daß ich nicht dachte, es jemals ausdrücklich sagen bzw. schreiben zu müssen; und wäre ich nicht überzeugt davon, daß er das genauso sieht, könnte ich nicht mit Flake befreundet sein.
Wir brauchen unbedingt offene Diskussionen, wir müssen die Verhaltensmuster brechen, die Femizid, Vergewaltigung, Demütigung von Schwächeren und Machtmissbrauch ermöglichen oder zumindest nicht verhindern.
Es fühlt sich nicht gut an, unbeabsichtigt auf der falschen Seite dieser Debatte gelandet zu sein.
Aber es ist gut und richtig, daß hier im Gästebuch eben diese Diskussion stattfindet, und daß ich daraus etwas gelernt habe: Wichtig ist nicht, was ich persönlich über jemanden denke, sondern dass ich mich im Zweifelsfall auf die Seite der mutmaßlichen Opfer stelle.
Darauf hätte ich wirklich selber kommen müssen.