Kiss – für immer 70er Jahre
In unserer schnellebigen Welt sind nur noch wenige Beispiele zu finden für etwas, was sich optisch seit seinen Anfängen so gut wie nicht verändert hat – das Colaflaschen-Design, Plattenspieler, Musikinstrumente. Und die Rockband Kiss. Mehr als 100 Millionen verkaufte Alben in viereinhalb Jahrzehnten haben die Altrocker inzwischen verbucht, und ihre Shows, die sie noch heute in Kostümen wie in den 70er-Jahre auf die Bühne bringen, ziehen immer neue Generationen von Fans an.
Im Jahr 1973 in New York gegründet, hatten Bassist Gene Simmons, Leadsänger und Gitarrist Paul Stanley, Leadgitarrist Ace Frehley and Drummer Peter Criss von Anfang an vor, nicht so auszusehen, wie die anderen. Sich von der Masse abzuheben war damals leichter gesagt als getan. Glam Rock begeisterte die Massen, und mit einer schillernden Figur wie „Ziggy Stardust“ David Bowie, der musikalisch so vielseitig war wie mit seiner androgynen Bühnenpersönlichkeit, oder Schockrocker Alice Cooper mitzuhalten, der in seinen Bühnenshows mit Guillotinen, elektrischen Stühlen und Kunstblut für makabre Effekte sorgte, dazu gehörte mehr als nur ein Quäntchen Fantasie.
Die Lösung, die Kiss fand: noch eins obendrauf legen. Vor allem, was die Schminke anbelangt. Mit dick gespachteltem Make-Up wurde aus Simmons „The Demon“ und seine herausgestreckte überlange Zunge zu einem der nachhaltigsten Symbole der Band. Paul Stanley als „Starchild“ entschied sich für einen schwarzen Stern ums rechte Auge, Frehley wurde zum Spaceman, und Criss nannte sich fortan „Catman“. Dazu kamen ausgefallene Plateaustiefel und abgefahrene Kostüme aus hautengem Leder, die an Serien wie Star Trek erinnerten.
Um auch musikalisch den Durchbruch zu schaffen, brauchte die Band allerdings etwas länger. Die ersten zwei Alben fanden nur wenige Abnehmer. Den ersten richtigen Hit hatten Kiss mit „C´Mon and Love Me“ von ihrem dritten Album. Nummer vier wurde dann zum Riesenerfolg. Das live aufgezeichnete Album „Alive“ wurde mit vierfachem Platin belohnt, und die Single „Rock ’n’ Roll All Nite“ schaffte es in die Top 40 Charts. Das nächste Album, „Destroyer“, zementierte 1976 endgültig ihren Ruhm, und die Begleittour wurde zum Meilenstein der Rock-Geschichte, als Kiss mit ihrer Besucherzahl in Japan den bisher von den Beatles gehaltenen Rekord brachen.